CAELIUS JUVENILIS – Episode lll: Zeitreise der Aliens in die DDR und ihre „Bruderländer”

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von Romy Drieschner mit einem Intro von Laith Azimi

Intro

Stellt euch vor es ist Herbst und ihr lauft an einem See vorbei und seht 6 Aliens, wie sie einer Gruppe von Erwachsenen beibringen, ein Raumschiff zu umarmen. So ungefähr muss es für Außenstehende ausgesehen haben, als wir (das Schattenmuseum) 2022 zum ersten Mal in die Rolle der Aliens schlüpften. Nur durch Zufall stießen wir in einem Archiv auf unsere Idee der Aliens, die wir weiterentwickelten und aus ihr eine Performance machten.

Foto: Anja Scheffer

Wir schlüpften förmlich in die Körper der Aliens und sahen die Erde aus einer ganz anderen Perspektive. Wenn man von einem perfekten Planeten kommt, scheint die Erde doch ganz schön fehlerhaft zu sein. Fast ein ganzes Jahr hat es gedauert, bis wir die Performance Caelius Juveniles – Eine außerirdische Begegnung entworfen haben, die über 7 Stationen ging und bei der jeder mitmachen konnte. Wir redeten und diskutierten, doch vor allem ließen wir uns auch von den Besuchern erklären, was das HKW ist. Wir ließen sie therapeutische Experimente aus unserer Siri Box machen, die es ja, Gott sei Dank, jetzt auch im Miniformat fürs Handy gibt. Wir umarmten Raumschiffe, sahen uns einen riesigen Fötus im Fruchtwasser an, riefen durch einen Steinkäse Wünsche ins Weltall und tanzten auf einen alten Techno-Song. Es war sehr interessant zu sehen, wie die Leute immer aufgeschlossener wurden und am Ende sogar mit uns tanzten – doch so einfach wie es aussah war es nicht. Wir mussten erst mal anfangen uns zu überlegen, was wir überhaupt wollten und wie wir es rüberbringen sollten, wir mussten uns eine Einleitung ausdenken und den ganzen Text erarbeiten. Wir erfanden einen ganzen Planeten und eine Performance, bei der wir jedoch zum Glück sehr viel Spielraum hatten. Doch der schwierigste Teil war, sich von den Leuten erklären zu lassen, was wir eigentlich ihnen erklären wollten, also immer so zu tun als wüssten wir nix, doch gleichzeitig darauf zu achten, dass alle verstehen können, was das HKW ist, was unseren Planeten ausmacht und wer wir Aliens sind. Wir drehten sogar einen ganzen 2 Minuten Trailer darüber, wie und warum wir Aliens auf die Erde kamen. Es hat sehr viel Spaß gemacht, bei diesem Projekt dabei zu sein und den Trailer zu drehen.

Echos der Bruderländer

Aufgrund der langjährigen Zusammenarbeit mit dem HKW wussten wir schnell, dass wir für eine Performance zur Ausstellung Echos der Bruderländer die Rolle der Aliens zurückholen wollten:

Die Aliens, die ja bereits 2022 entstanden, waren Außerirdische, die ganz unbefangen die schlechten Seiten der Menschen sehen. Es wird dadurch für die Erdbevölkerung eine andere, helfende Sicht geboten. Sie therapieren die Menschen, erkunden aber auf der anderen Seite auch die Ausstellungsinhalte mit ihnen.

Diese Perspektive war perfekt auf uns Aliens zugeschnitten! Problemlos konnten wir die Absurdität vieler Aspekte zeigen – zum Beispiel, dass die Vertragsarbeiter aus den sog.„Bruderländern“ die Sprache und Kultur der DDR kennenlernen sollten, aber abgesondert lebten.

Foto: Anja Scheffer

Um dies zu ermöglichen, wollten wir es – wie immer – so interaktiv wie möglich gestalten. Diesmal haben wir sogar eine zusätzliche Etappe geschaffen, in der die Zuschauer ihr Wissen zusammentragen sollten. Dies mussten wir kanalisieren, in die richtigen Bahnen lenken.

Es war jedoch auch einer der schwierigsten Aspekte, da es viel Improvisation erfordert, die Performance auf dem Wissen der Zuschauer aufzubauen. Damit alles funktioniert muss man also genau überlegen, wie man welche Frage stellt, um dann die Diskussion in die richtige Richtung zu lenken. Es benötigt zudem eine hohe Konzentration, um auf alles Gesagte reagieren zu können, dabei die Zeit im Auge zu behalten und – besonders wichtig – möglichst alle Teilnehmer zu integrieren.

Das ist eine schwierige Balance, jedoch ist es uns durch eine gute Arbeitsaufteilung, durch  Teamwork und durch unsere inzwischen gesammelte Erfahrung gut gelungen.

Foto: Anja Scheffer

Ein zusätzliches neues Element war eine Live-Schaltung aus New York City mit einer Zeitzeugin: Mavinga P. Petrasch ist die Tochter eines der ersten Studenten aus dem Kongo und einer deutschen Mutter. Sie ist in der DDR aufgewachsen und konnte uns ihre Geschichte aus erster Hand schildern. Zusätzlich zu den Fragen der Aliens konnten sich auch die Zuschauer beteiligen und Fragen stellen.

Foto: Anja Scheffer

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