Die Kinderbiennale eröffnete am 22. September 2019 im Japanischen Palais in Dresden. Die Ausstellung wurde von verschiedensten Künstlern aus aller Welt zusammengestellt, um Kunst

Die Kinderbiennale eröffnete am 22. September 2019 im Japanischen Palais in Dresden. Die Ausstellung wurde von verschiedensten Künstlern aus aller Welt zusammengestellt, um Kunst in Form von Veranschaulichung und Interaktion, nahe zubringen. Im Rahmen dieser Veranstaltung hat das Jugendgremium des Schattenmuseums eine Choreografie vorgestellt und nebenbei Eindrücke vom Museum erfassen können. Die Kinderbiennale besteht aus mehreren Räumen, die sich in Farbgebung, Aufbau, und Interaktivität stark unterscheiden. Im Vergleich zum Jüdischen Museum Berlin, welches bis jetzt das einzige war, wo wir als Jugendgremium unsere Inszenierungen präsentiert haben, war die Kinderbiennale ein Ort voller neuer Erkenntnisse und Erfahrungen. Das Jüdische Museum kann zwar mit seiner überwältigenden Architektur punkten, jedoch ist diese permanent und kann nicht im Sinne einer Kunstausstellung beliebig an das Thema angepasst werden. Die Kinderbiennale befindet sich zwar in einem Gebäude mit historischem Wert, welches auf den ersten Blick nicht viel mit modernen Ausstellungen für Kinder und Jugendliche zu tun hat, jedoch wurden im Inneren die Räume so gut an die Thematik angepasst, dass die Inneneinrichtung die wahrscheinlich für jüngere Besucher/Teilnehmer eher uninteressante Fassade überspielt. Nach dem Eintritt wurde mit zwei großen Dinosauriern das Interesse geweckt und in die Ausstellung eingeleitet.
Der erste Raum, der sogenannte Malraum konnte mit Pfeifenstopfern auf zweidimensionaler Ebene gestaltet werden. Die Löcher für die Montage waren größtenteils jedoch für kleinere Besucher nicht erreichbar und die Mitarbeiter waren so beschäftigt mit dem Andrang, dass sie nach kurzer Zeit die Besucher weiterschicken mussten. Somit war zwar die Idee ganz interessant, jedoch konnte sie nicht richtig umgesetzt werden, da die Aufgabe als nicht selbstverständlich rüberkam. Nach kurzer Auseinandersetzung und mit einem enttäuschten Blick bewegen sich die Kinder in den nächsten Raum. Dieser Raum wurde von den meisten als das persönliche Highlight der Ausstellung gesehen.
Das Aquarium. Hier kann man sich auf künstlerischer Ebene austoben. Die Kinder haben eine Vielzahl an Vorlagen zur Auswahl auf denen sie verschiedene Fische kolorieren können. Diese Fische werden nun eingescannt und tauchen animiert auf der Wand auf und mit der Zeit entsteht ein riesiges Aquarium mit Fischen, welche von den Kindern gemalt werden. Dieser Prozess ist für viele Kinder so interessant, dass sie Stunden damit verbringen, bunte Fische zu entwerfen und in das riesige, digitale Aquarium freilassen.
Beim Übergang von dem eher dunklen Aquarium in den Wolkenraum, müssen sich die Augen kurz an die Helligkeit gewöhnen und man könnte kurz das Gefühl mit dem Eintritt durch die Pforten des Himmels vergleichen. Im Wolkenraum kann man Wünsche Gedanken und Träume auf Bänder schreiben und diese an Schnüre binden, die kreuz und quer durch den Raum verlaufen. Im Verlauf der Ausstellung häufen sich jedoch die Bänder und man kann kaum noch durchschauen. Die hohe Anzahl an Bändern sorgt dafür, dass sich viele Leute nicht trauen sich durch die Bänder zu bewegen und dadurch verliert der Raum in gewissem Maße seine Funktion als interaktive Station.
Von den zwei sehr farbenfrohen vorherigen Räumen geht es über in den Legoraum. Hier befindet sich ein riesiger runder Tisch auf dem sich unzählig viele weiße Legosteine und Gebäude aus diesen in der Mitte befinden. Rund um den Tisch sitzen junge und alte Besucher, die versuchen Gebäude und Figurinen aus den weißen Steinen zu bauen. Dieser Raum hat sich mit Erfolg durchgesetzt, da er nicht nur junge, sondern auch ältere Menschen anspricht, welche sich zu ihren Kindheitserinnerungen zurückwerfen können. Auch hier befinden sich die Besucher mehrere Stunden und werden zu jungen Architekten.
Der nächste Raum besteht aus einer riesigen Video-Leinwand, an welcher Videos gezeigt werden welche mit Träumen oder auch Albträumen assoziiert werden können. Dieser Raum wandelt sich mit der Zeit zu einem Treffpunkt der Erwachsenen um, da diese keine Lust auf weiteres Herumlaufen hatten und lieber eine Auszeit nehmen und sich mit anderen Eltern unterhalten möchten.
Die Kinder bewegten sich schnell aus dem eher gruseligen und dunklen Raum in Richtung Druckwerkstatt. Hier können die Besucher sich Taschen und T-Shirts mit Stempeln bedrucken und auf der anderen Seite noch aufwendigen Drucktechniken, wie beispielsweise einem 3D-Druck live zuschauen. Auch dieser Raum war nicht für einen längeren Aufenthalt gemacht. Spätestens als die Angestellten die Kinder, welche sich mit Stempeln anfangen die Arme voll zu malen, belehren, gehen auch diese rüber zur nächsten Station.
Beim Bücherbrunnen halten sich die meisten Besucher auch nie Lange auf. Hier wurde ein Loch im Boden mit Spiegeln und Schubladen so eingerichtet, dass eine Illusion von unendlicher Tiefe entstand.
Nach einem kurzen Staunen verlieren die Meisten jedoch die Lust und bewegten sich in den Ballon-Raum. Hier befinden sich chromfarbige Ballons vor einem orangenen Hintergrund. Dieser Raum ist erstmal nicht selbsterklärend, lediglich ein kleines Schild auf der orangenen Wand erklärt diese als thermochromatischen Lack, welcher bei Wärme über Zimmertemperatur verfärbt. Dieser Raum ist somit einzigartig, da die Interaktion den Raum nicht auf Dauer beeinflusst, sondern nach kurzer Zeit wieder Verschwinden und somit unendlich Platz für neue Modifikation beinhaltet und für den Moment ein Lächeln in das Gesicht des Betrachters wirft.
Die Letzen beiden Räume, der Projektorraum und der ADA-Raum basieren beide auf Lichtinstallation, mit welcher man die Räume selbst mit Schatten und Licht gestalten kann. Der Projektorraum ist jedoch zu diesem Zeitpunkt nicht Einsatzbereit, da die Materialien fehlen. Somit muss der Besucher sich mit dem ADA-Raum zufriedengeben. Hier kann man durch verschiedene Ebenen, Schrägen und Module, Schatten erzeugen, welche dem Raum einen futuristischen Charakter verleihen.
Alles in allem ist die Kinderberlinnale eine abwechslungsreiche Ausstellung für Kinder, an der sogar Eltern ihren Spaß finden und das Kind in sich wieder entdecken können. Die Stationen weisen starke Qualitätsunterschiede auf, von den Stationen die im Ansatz gut sind, jedoch Schwierigkeiten in der Umsetzung oder Selbstverständlichkeit aufweisen, bis zu Stationen, die den Besucher für Stunden festhalten können und ihn auf verschiedenen kognitiven Ebenen fordern können.
Die Kinderbiennale sollte also sowohl für denjenigen der nicht gerne in klassische Museen geht sowie für den eingefleischten Kunstfan empfohlen werden. Es ist für jeden was dabei.
-Moritz Scheffer